Otra

“You are beautiful, no matter what they say…”

Ja, dass Otra ein tolles Pony ist, wusste ich natürlich schon immer. Trotzdem fiel es mir schwer, nicht zu glauben, was mir so viele Menschen in den letzten Jahren gesagt haben – dass ich schlecht auf dem Pferd sitze würde und Otra dazu noch äußerst faul sei …              

Der Teufelskreis fand kein Ende, denn desto mehr ich mich bemühte, desto mehr klemmte ich Otra mit meinem Sitz ein und desto unzufriedener wurden wir beide. Ich war ziemlich verzweifelt, denn ich wusste nicht mehr weiter, es wurde alles nur noch schlimmer.

 


Tja, und dann kamst du und hast Ilse, Matthias und bald auch Tami Unterricht im Horsemanship gegeben.

Ich war anfangs ehrlich gesagt schon skeptisch, denn wenn man immer gesagt bekommt, dass Otra faul sei, leuchtet es zuerst nicht ein, mit der Peitsche zu fuchteln („friendly game“ ;-D) und dass Pferd soll stehen bleiben.

 

Glücklicherweise habe ich schnell gemerkt, dass ich das doch mal ausprobieren möchte. Otra hat schnell gelernt und nach der 1. Stunde konnten wir schon fast alle 7 Spiele. Und dass Otra nicht wirklich faul ist, hat sie uns beim Circling Game mehr als 1x sehr eindrucksvoll im viel zu schnellen Galopp bewiesen … Anfangs habe ich die Nerven verloren, denn so kannte ich mein Pferd nicht - es war ja immer „faul“.

 

Mittlerweile können wir natürlich schon viel gesitteter galoppieren ;D (sogar mit mir drauf auf dem Zirkel !!)

Durch das Horsemasnship habe ich gelernt, mein Pferd mit ganz anderen Augen zu sehen. Diese tiefe Bindung, die entsteht, wenn man sich regelmäßig statt auf dem Pferd neben dem Pferd befindet und beide lernen, aufeinander zu achten, ist unglaublich und für Außenstehende wahrscheinlich nicht vorstellbar. Wenn Otra mich beim Horsemanship mit ihren großen Augen und langen Wimpern ansieht und jede meiner Bewegungen verfolgt, strömt ein warmes Gefühl der Liebe durch mich!

 

Und wenn man dann nach und nach lernt zu sehen, dass das Pony zwar mittlerweile lieb außenrum läuft statt hysterisch zu galoppieren, aber irgendwie total schief ist, beginnt man dann mit der Handarbeit am Kappzaum.                                                                                                   

Und ich war sofort infiziert! Statt verklemmter, unzufriedener Arbeit mit meinem Pony hatten wir etwas gefunden, was uns beiden Spaß macht, gut für Otras Gesundheit ist  und wir sehen tatsächlich regelmäßige Fortschritte!

 

Natürlich klappt nicht immer alles sofort, aber du hast es schon öfter geschafft, mir mit dem Spruch

 

„Die dunkelste Stunde ist die vor Sonnenaufgang“ neue Hoffnung zu geben.


 

 

Mittlerweile kann Otra manchmal schon fast taktklaren Schritt gehen („ich sehe ein V!“ ) und auch der Trab hat sich schon verbessert, was für einen passveranlagten Isländer nicht einfach ist! 

( „Hilfe! Ich hab Schwung!“ ;-)) 

 

Und auch beim Reiten können wir mittlerweile sowas wie Schulterherein, Kruppeherein und seit neustem sogar traversieren, Hinterhandwendungen und Renvers reiten. Statt Druck, verklemmtem Sitz und viel Gewicht auf dem Gebiss sitze ich nur noch auf einem Pad mit Kappzaum und Otra ist so aufmerksam und wartet darauf, was sie als nächstes machen soll.

 

Der Weg ist noch lange nicht zu Ende und das ist gut so – irgendwann machen wir das in korrekter Stellung und Biegung und im taktklaren Trab und Galopp!

 

Ich bin so glücklich, dass du mir diesen Weg gezeigt hast, der nicht von Frust, sondern von Spaß an der gemeinsamen Arbeit geprägt ist.

 

Originalzitat: Die Otra wird elegant und zum Reitpferd

 

Otra und Jessi